Mit seinem 1988 erschienenen Roman "Die Satanischen Verse" hat Rushdie den Zorn des Iran auf sich gezogen.
Jahrelang auf der Flucht
Im Februar 1989 verkündete der iranische schiitische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini in Form einer Fatwa (religiöses Rechtsgutachten) einen Mordbefehl gegen den Schriftsteller, dem er "Gotteslästerung" ankreidete.
In den Jahren danach verbarg sich Rushdie an ständig wechselnden Orten und trat in der Öffentlichkeit nur unter extremen Sicherheitsvorkehrungen oder als Überraschungsgast auf.
Khomeini verkündet Fatwa
25.9.1988: "Die Satanischen Verse" erscheinen in London.
14.2.1989: Khomeini verkündet die Fatwa.
16.2.1989: Der Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch stellt die Produktion der deutschen Ausgabe wegen der Bedrohung von Mitarbeitern und Übersetzern ein. Zur Herausgabe schließen sich später rund 80 deutschsprachige Verlage zum Verlag Artikel 19 (UNO-Menschenrechtscharta) zusammen.
Rushdie entschuldigt sich
18.2.1989: Rushdie entschuldigt sich, Khomeini lehnt die Entschuldigung ab.
2.3.1989: Mehr als 1000 Schriftsteller, Verleger, Buchhändler und Künstler geben eine "weltweite Erklärung" zu Gunsten Rushdies ab.
3.6.1989: Khomeini stirbt.
2,5 Mio. Euro Kopfgeld
12.12.1990: Die religiöse Stiftung 15. Khordad setzt für die Vollstreckung des Todesurteils ein Kopfgeld von einer Million US-Dollar aus, das zwei Jahre später verdoppelt und 1997 auf 2,5 Millionen erhöht wird.
11.7. 1991: Der japanische Übersetzer des Rushdie-Romans wird bei einem Attentat in Tsukuba erstochen. In den kommenden Wochen und Monaten folgen weitere Anschläge auf Verleger und Übersetzer. Mindestens 55 Menschen sollen im Zusammenhang mit dem Buch ermordet worden sein.
16.9.1991: Günter Grass teilt mit, dass er wegen der Zulassung iranischer Verlage die Frankfurter Buchmesse boykottiert. Die Zulassung wird daraufhin widerrufen.
Rushdie auf internationalem Parkett
Ende 1993: Rushdie wird von vielen westlichen Regierungen empfangen und wirbt um Unterstützung gegen die Politik Teherans.
16.5.1994: Rushdie empfängt in Wien aus den Händen von Minister Rudolf Scholten den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur, der ihm bereits 1992 zuerkannt worden war.
4.5.1995: Die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels und Islam-Expertin Annemarie Schimmel wirft Rushdie vor, die Gefühle der Moslems "auf sehr üble Art" verletzt zu haben. Rushdie weist die Vorwürfe zurück.
22.6.1995: Verhandlungen zwischen dem Iran und der Europäischen Union in Paris bringen entgegen den Erwartungen keine Wende. Teheran hält an der Fatwa fest.
Juli 1997: Rushdie fordert vor der französischen Nationalversammlung Maßnahmen gegen den Iran, so auch wirtschaftliche Sanktionen.
23.9.1998: Nach verschiedenen Berichten ist der iranische Präsident Mohammad Chatami angeblich bereit, die Affäre Rushdie als "völlig beendet" anzusehen.
27.9.1998: Das iranische Außenministerium hebt neuerlich die "Unumstößlichkeit" der Fatwa hervor, nachdem Außenminister Kamal Charrasi nach einem Treffen mit dem britischen Außenminister Robin Cook in New York erklärt hatte: "Die iranische Regierung hat nicht die Absicht, das Leben des Autors der 'Satanischen Verse' oder anderer Personen in seinem Umfeld zu bedrohen, und wird keinerlei entsprechende Maßnahmen ergreifen."
14.2.1999: Die Stiftung 15. Khordad erneuert in Teheran den Mordbefehl. Die Idee von der "Vernichtung Rushdies" sei "so lebendig wie nie zuvor". Das Kopfgeld wird auf 2,8 Millionen Dollar erhöht.
4.6.2001: Der iranische Präsident Chatami erklärt die Rushdie-Affäre nun offiziell für beendet. Chatami distanziert sich vom ausgesetzten Kopfgeld und versicherte, der Iran werde nichts mehr gegen Rushdie unternehmen.