Wer steckt hinter der Ermordung des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy? Diese Frage beschäftigt seit über 42 Jahren die Experten und zahlreiche Verschwörungstheoretiker.
Nun sorgte der deutsche Dokumentarfilmer Wilfried Huismann mit einer neuen These für eine Wiederbelebung der Debatte.
Auftrag Kubas?
Huismanns neuer Theorie zufolge feuerte tatsächlich der als mutmaßlicher Attentäter gehandelte Lee Harvey Oswald am 22. November 1963 die tödlichen Schüsse auf Kennedy.
Oswald sei allerdings keineswegs jener psychopathische Einzelgänger gewesen wie bisher dargestellt. Laut Huismann handelte Oswald vielmehr gezielt im Auftrag des kubanischen Geheimdienstes.
Castro wollte demnach Kennedy ermorden, da dieser seinerseits nach dem Leben des Maximo Lider trachtete. Unter anderem ist von einem gescheiterten CIA-Attentat mit einem mit Gift gefüllten Kugelschreiber die Rede.
"Rendezvous mit dem Tod"
Auch wenn die Behauptung, Fidel Castro stecke hinter dem JFK-Attentat, nicht neu ist, versprach Huismann in seinem am Freitag im ARD erstmals ausgestrahlten Dokumentarfilm "Rendezvous mit dem Tod: Kennedy und Castro" den "Schlüssel zum größten politischen Krimi des 20. Jahrhunderts".
Die dafür notwendigen Beweise lieferten Huismanns Hauptdarsteller - darunter ehemalige Geheimdienstmitarbeiter und Gefährten Castros, die vor der Kamera zu erklären versuchten, wie und warum Oswald von den Kubanern angeworben wurde.
Darunter etwa der ehemalige Mitarbeiter des kubanischen Auslandsgeheimdienstes G2, Oscar Marino, der bei der Ausarbeitung des Plans zur Ermordung JFKs beteiligt gewesen sein will.
"Zu früh aufgegeben"
Auf die Frage, warum erst er die Zeugen für die Aufklärung des JFK-Attentats gefunden habe, antwortete Huismann im Interview mit der Tageszeitung "taz", dass alle anderen Ermittler zu früh aufgegeben hätten.
Dabei gelingt es Huismann durchaus, anhand der Zeugenaussagen und einer Reihe von Indizien nachzuweisen, dass Oswalds Kontakt zur kubanischen Botschaft in Mexiko intensiver war als bisher bekannt.
Drei Jahre Recherche
Insgesamt haben Huismann und sein Team drei Jahre lang recherchiert. Von Reisen nach Mexiko, in die USA und nach Spanien brachten sie bisher unbekannte Zeugenaussagen und Dokumente mit, die ihre Version des Kennedy-Mordes stützen.
Eine Version, die so, wie sie die rund 850.000 Euro teure ARD-Produktion präsentierte, plausibel klingt, aber eben auch nicht mehr als eine neue Verschwörungstheorie ist, schlussfolgert die Tageszeitung "Berliner Morgenpost".
Huismann selbst gibt sich dagegen überzeugt, dass nun die Hauptfrage zum Kennedy-Mord geklärt sei - auch wenn noch viele Punkte offen bleiben.
US-Experte weist These zurück
Unterdessen äußerte der amerikanische Kennedy-Experte Lamar Waldrom starke Zweifel an Huismanns These.
So sei die Behauptung, dass Oswald von Kuba rekrutiert wurde, bereits 40 Jahre alt und mehrmals "glaubhaft von Untersuchungsausschüssen des US-Kongresses und in Geheimdokumenten widerlegt" worden, so Waldrom im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Zudem stellt Waldrom auch die Zeugen in Frage: Derzeit würden viele der alten Theorien mit neuen Zeugenaussagen wieder belebt. Bei den Zeugen handle es sich allerdings meist um Leute, die in der Vergangenheit für Castro gearbeitet hätten und sich nun von diesem zu distanzieren versuchten, so Waldrom.
"Schlicht gelogen"
Zudem verstrickt sich Huismann bei seiner Rekonstruktion von Oswalds Zeit zwischen seiner Rückkehr aus der Sowjetunion und dem Attentat auf Kennedy in einen kuriosen Selbstwiderspruch, wie "Der Spiegel" feststellt.
So war Oswald in Huismanns viel beachteten Film "Lieber Fidel" noch für die andere Seite, konkret an einem Trainingslager der CIA für eine Anti-Castro-Guerrilla, beteiligt. Nun gesteht der Filmemacher aber ein, dass das schlicht gelogen war.
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