Ernüchternde politische Bilanz | |
Große Worte blieben in Erinnerung, politische Flops wurden vergessen.
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John F. Kennedy bleibt auch mehr als 42 Jahre nach seiner Ermordung ein Mythos. Wie kein anderer US-Präsident gilt er als Symbol für die amerikanische Freiheit und als Säulenheiliger der Demokraten. Doch dass er zur Lichtgestalt der modernen USA werden konnte, lag vor allem an seiner brillanten Rhetorik und seinem mondänen Lebensstil. Politische Erfolge konnte er in seiner dreijährigen Amtszeit kaum vorweisen. Misserfolge und Irrtümer Im Gegenteil, Kennedys Name ist mit schweren Misserfolgen und Irrtümern verknüpft - wie der gescheiterten Invasion in der Schweinebucht Kubas und mit dem Beginn des Vietnam-Einsatzes und der immer tieferen Verstrickung in den Dschungelkrieg. Fiasko Schweinebucht Heimlich und leise sollte die Landung von etwa 1.500 Exilkubanern in der Schweinebucht im Süden Kubas am 17. April 1961 verlaufen. Doch die von den USA unterstützte Invasion geriet in kürzester Zeit zu einem fast beispiellosen militärischen und politischen Flop. Nach nur drei Tagen war der Versuch der USA gescheitert, mit Hilfe der Exilkubaner den "utopischen Sozialisten" Fidel Castro zu stürzen. Mauerbau in Berlin Nach Kennedys Gipfeltreffen mit Kreml-Chef Nikita Chruschtschow in Wien (1961) wurden Fragen nach seiner Kompetenz laut. Hatte der junge Präsident nicht den sowjetischen Parteichef erst dazu verführt, den Westen mit der Stationierung von Raketen auf Kuba zu testen? Das Drama des Berliner Mauerbaus fiel in seine Regierungszeit. Es bot ihm die Bühne zu keinem politischen, wohl aber zum rhetorischen Höhepunkt seiner Regierungszeit mit den berühmten Worten: "Ich bin ein Berliner." Napalm-Einsatz in Vietnam Mit der Aufstockung der US-Truppen in Vietnam auf 17.000 Mann legte er den Grundstein für den langjährigen blutigen Krieg in Südostasien und die bitterste Niederlage der USA im 20. Jahrhundert. Kennedy genehmigte auch den Einsatz von Napalm. Worte statt Taten Unter Kennedy überwog das Versprechen und nicht der greifbare Erfolg. In seiner Amtszeit begann die Abrüstungspolitik mit der Unterzeichnung des Atomteststopp-Vertrages 1963. Unter ihm begann auch der Aufbruch der Astronauten zum Mond, der große Sprung in der US-Geschichte der bemannten Raumfahrt, die heute wesentlich nüchterner gesehen wird. Parallelen zu Bush Kennedy war in vieler Hinsicht, so argumentieren Wissenschaftler, dem derzeitigen republikanischen Präsidenten George W. Bush ähnlicher, als es den Demokraten in den USA lieb sein kann. Beide stammen aus mächtigen, reichen Familien, die sie auf dem Weg ins Weiße Haus massiv unterstützten. Vor allem aber trennt die beiden wenig in ihren Visionen über die Rolle der USA in der Welt. Angriff ohne Plan" Auch Kennedy habe wie Bush im Angriff die beste Verteidigung gesehen und erklärt, dass die USA bereit seien, "jeden Preis zu zahlen", um die Feinde zu bekämpfen, so der Politikwissenschaftler Robert Higgs. Er spricht von "beunruhigenden Ähnlichkeiten" vor allem im Umgang mit der Öffentlichkeit und der hohen Risikobereitschaft in der offensiven Außenpolitik. Bush und Kennedy sei gemein, dass sie ihre militärischen Aktivitäten betrieben, ohne wirklich einen realistischen Plan zu haben, schreibt der Historiker Howard Jones. Verdienste in der Innenpolitik Die größten historischen Verdienste des 35. Präsidenten der USA, der massiv unter schweren, geheim gehaltenen Krankheiten wie der Addison-Krankheit litt, liegen wohl in der Innenpolitik. Kennedy begeisterte nicht nur die Jugend mit den Idealen von Gerechtigkeit und Zivilcourage. Er nahm sich der sozialen Probleme der USA an, erzielte Fortschritte in der Bildungs- und Gesundheitspolitik. Zunächst zögerlich, verschrieb sich Kennedy der Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen. Er nahm es in Kauf, dass seine große Popularität wegen seines Eintretens für die Schwarzen rapide schmolz. US-Friedenskorps gegründet Schließlich schuf Kennedy das US-Friedenskorps. Darin arbeiten junge Amerikaner auf freiwilliger Basis in vielen Ländern der Dritten Welt. Diese zivile Entwicklungshilfeorganisation hat weltweit wichtige Akzente setzen können gegen den Ruf des "hässlichen Amerikaners", der nur mit Wirtschaftsinteressen in arme Länder komme. Links:
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