Gas-Konflikt als Spitze des Eisberges

Das Zeitalter billiger Rohstoffe ist unwiderruflich zu Ende. Einen Hintergrundbericht dazu zeigt das "Weltjournal".

  Der Gas-Konflikt zwischen der Ukraine und Russland mit seinen spürbaren Auswirkungen auf Österreich und seine Nachbarn sind möglicherweise die Vorboten europäischer Ressourcen-Konflikte.

Konflikte, wie sie sich auch global ankündigen in einer Welt, die vollkommen abhängig von fossilen Energieträgern wurde. Dabei geht es nicht nur um Treibstoffe und Energie für Haushalte und Industrie, es geht auch um Dinge des täglichen Lebens wie Plastik, Medikamente, Dünger für die Landwirtschaft, die alle aus dem Rohstoff Erdöl hergestellt werden.

Immer mehr warnende Stimmen erheben sich, nicht nur in Europa, sondern auch im Energieverschwenderland Nr.1, den USA.

Das Ende des billigen Öls

Das Zeitalter billiger Rohstoffe ist unwiderruflich zu Ende, auch wenn sich die Experten nicht darüber einig sind, wie lange Erdöl- und Erdgasvorräte noch reichen.

Der Mitautor des neuen amerikanischen Energie-Berichts, Roger Bezdek, prophezeit eine massive Wirtschaftskrise, wenn der Preis für Energie und Benzin infolge der Verknappung auf den Weltmärkten steigt.

Neue Player im globalen Wettbewerb

Konflikte, Krisen und Kriege könnten um die knapper werdenden Ressourcen entstehen. Neue Spieler betraten die Bühne, Staaten wie China stiegen massiv in den Wettbewerb ein und kämpfen mit harten Bandagen.

Ob Menschenrechte dabei ins Hintertreffen geraten, wie das Beispiel Sudan zeigt, ist für totalitäre Regierungen nicht so wichtig.

Die Macht der Energiekonzerne

Die Kontrolle über Produktion und Verteilung fossiler Energie ist in den Händen der mächtigen Energiekonzerne. Wenn sie - wie in Russland - von der Regierung gesteuert werden, sind sie mächtiges Mittel der internationalen Politik.

Sind sie Player in einer globalisierten Marktwirtschaft, engen sie den Handlungsspielraum der Politik zunehmend ein.

Umweltbewusste Maßnahmen, die den Klimawandel bekämpfen, sind kaum noch durchsetzbar, weder auf nationaler noch auf internationaler Ebene. Dabei zeigte gerade das vergangene Jahr mit heftigen Wetter- und Wirbelsturmkatastrophen, dass dringender Handlungsbedarf besteht.

Pipelines als Terrorziel

Die globale Vernetzung der Energieversorgung bietet auch reichlich Angriffsziele für Terroristen. Der Krieg im Irak brachte bisher nicht die gewünschte Mehrproduktion von Öl, weil noch immer kein gut funktionierendes Förder- und Transportsystem entstand.

Die Nahost-Expertin Karin Kneissl sagt, die Terrornetzwerke wüssten genau, dass sie die Welt viel schwerer treffen können, wenn sie die Energiezufuhr zum Beispiel über Pipelines unterbrechen als wenn sie einen Anschlag auf einen Bahnhof verüben.

Alternative Energie als Ausweg

Langfristig kann man sich von diesen Abhängigkeiten und Gefahren nur befreien, wenn man mit aller Kraft auf die Entwicklung und Förderung alternativer Energiesysteme setzt. Das ist das Credo des deutschen Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer.

In seinem Buch "Energieautonomie" plädiert Scheer für einen radikalen Schwenk in der Energiepolitik - so schnell wie möglich, denn die Umstellung des herkömmlichen Systems würde besonders bei Treibstoffen mehrere Jahrzehnte dauern. Aber nur dieser Weg könne die Handlungsfähigkeit der Politik wiederherstellen.

TV-Hinweis:

Das Weltjournal berichtet über diese Zusammenhänge, am Mittwoch um 22.30 Uhr, ORF2.

 
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