Neue Dokumente veröffentlicht

Gesprächsmitschriften enthüllen geheime Churchill-Pläne.

  Wäre Hitler im Zweiten Weltkrieg in britische Gefangenschaft geraten, hätte er auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet werden sollen.

Das geht aus Mitschriften von Beratungen des damaligen Kriegskabinetts unter Leitung Winston Churchills hervor, die am Neujahrstag in London erstmals zur Veröffentlichung freigegeben wurden.

Erschießungen ohne Gerichtsverfahren

Zudem sollten hohe Nazis nach Überzeugung des britischen Premiers Churchill ohne Gerichtsverfahren erschossen werden.

Demnach schlug der Premier bei einer Kabinettssitzung vor, dass Großbritannien ruhig mit ranghohen deutschen Nationalsozialisten verhandeln könne, wenn diese das wollten - wie seinerzeit etwa der Reichsführer der SS, Heinrich Himmler. Ziel solcher Verhandlungen könne es allerdings nur sein, diese Nazis später "fertig zu machen".

Umstrittene Aussage zu KZs

Aus den Dokumenten geht zudem hervor, dass der britische Staatssekretär für Kriegsangelegenheiten, Peter Grigg, bei besagter Kabinettssitzung erklärt haben soll, dass die Verbrechen in Konzentrationslagern wie in Buchenwald streng genommen keine Kriegsverbrechen seien.

Daraufhin soll Churchill Grigg zurechtgewiesen haben, er solle keinen Streit vom Zaun brechen. Allein im Namen einiger Insassen von Buchenwald verdiene Himmler es bereits, standrechtlich erschossen zu werden.

Mitschriften freigegeben

Allerdings wurde der kämpferische Britenpremier in den Diskussionen über den Umgang mit Nazi-Kriegsverbrechern, die zwischen 1942 und 1945 stattfanden, durch Mitglieder seines eigenen Kabinetts von solchen Vorstellungen abgebracht.

Die Aufzeichnungen, die britische Historiker und Medien jetzt dank der Freigabe der Dokumente auswerten dürfen, stammen von Churchills damaligem Sekretär Sir Norman Brook.

"Treibende Kraft des Bösen"

Danach sagte Churchill unter anderem bei einem Treffen im Dezember 1942, Hitler müsse "natürlich" getötet werden, sollte er den Briten in die Hände fallen. "Dieser Mann ist die treibende Kraft des Bösen."

Zur Tötung empfahl Churchill "den elektrischen Stuhl für Gangster". Die Ausrüstung sollte aus den USA besorgt werden, da diese Hinrichtungsmethode in Großbritannien bis dahin noch nicht angewendet worden war.

Prozess als "Farce" bezeichnet

Zweieinhalb Jahre später wurde in Churchills Kriegskabinett erneut über den Umgang mit Nazi-Führern nach dem Ende des Krieges diskutiert. Churchill stimmte den Aufzeichnungen zufolge seinem Innenministers Herbert Morrison zu, dass ein Prozess gegen Hitler und dessen engste Mitarbeiter "eine Farce" werden könnte.

"Es ergeben sich alle möglichen Komplikationen, sobald man einen faires Verfahren zugesteht", wurde er zitiert.

Durch Selbstmord Prozess entzogen

Kurz darauf sei Churchill jedoch übermittelt worden, dass die USA und Russland nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ordentliche Gerichtsverfahren gegen die deutschen Kriegsverbrecher wünschten.

Hitler und andere Nazi-Größen entzogen sich den späteren Nürnberger Prozessen durch Selbstmord.

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