Die Investoren werden dabei offenbar mit offenen Armen empfangen und riesige Länder teilweise zum Nulltarif angeboten. Als Gegenleistung reichen meist vage Versprechungen, dass dadurch neben Investitionen in Infrastruktur auch neue Jobs entstehen würden.
Zu diesem Schluss kommt eine am Montag vorgestellte Studie, die sich erstmals mit dem Ausverkauf von Afrikas Farmland und den Folgen befasst und in Kooperation zwischen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), dem Internationalen Agrarentwicklungsfonds (IFAD, beide UNO) und dem Internationalen Institut für Umwelt und Entwicklung (IIED) erstellt wurde.
Nahrungsmittelkrise als Ursache
Internationale Investoren bemühen sich demnach verstärkt um Ländereien, die bis vor kurzem noch abseits jeglichen Interesses schienen.
Begründet wird das zunehmende Buhlen um Agrarflächen in Afrika mit der Nahrungsmittelkrise des vergangenen Jahres, die unter anderem die Preise für Weizen und Reis explodieren ließ. Vor allem unter importabhängigen Länder machte sich die Befürchtung breit, dass der Weltmarkt die eigene Nachfrage nicht mehr befriedigen könnte.
Insbesondere ostasiatische Länder, darunter China und Südkorea, sowie die Golf-Staaten Saudi-Arabien, Katar und Vereinigte Arabische Emirate (VAE) spielen bei den Investments in Afrika nach Ansicht der Studienautoren eine Schlüsselrolle. Aber auch private Investoren aus der EU, den USA und auch Afrika werden als neue Großgrundbesitzer in Afrika aufgelistet.
Hälfte von Madagaskars Ackerland
Als Extrembeispiel wurde das Vorhaben des südkoreanischen Staatskonzern Daewoo genannt, der sich die Hälfte der bebaubaren Flächen Madagaskars per Pacht sichern wollte.
Die von Präsident Marc Ravalomanana unterstützten Pläne sollen laut "Financial Times" ("FT") eine wesentliche Rolle bei dessen Sturz gespielt haben - es wäre der mit Abstand größte derartige Deal weltweit gewesen.
Erst Spitze des Eisbergs
Neben Madagaskar wurden laut der Studie Agrardeals in Äthiopien, Ghana, Mali und dem Sudan im Umfang von rund 2,5 Millionen Hektar aufgedeckt.
Von der "FT" wird zudem auf Schätzungen verwiesen, wonach Staaten und Firmen weltweit bereits in Ländereien in der Größe von 15 Millionen Hektar investieren, wobei diese neben Lateinamerika und Asien zunehmend auch in Afrika zu finden sind.
Die Studienautoren zeigten sich überzeugt, dass das erst die Spitze des Eisbergs sei. Zudem wird davon augegangen, dass sich der Trend weiter verstärken werde.
"Es ist ein gutes Geschäft"
Neben der Sicherung der eigenen Versorgung haben Landkauf bzw. -pacht in Afrika auch handfeste wirtschaftliche Vorzüge. Die Aussicht auf konstant steigende Preise lockt deshalb nicht nur Nahrungsmittelkonzerne, sondern zunehmend auch Finanzinvestoren in das Agrargeschäft.
Von bis zu 400 Prozent Rendite spricht etwa die NGO Grain, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Landdeals in Afrika genauer unter die Lupe zu nehmen. Auch der IFAD-Landrechtsexperte Harold Liversage zeigte sich überzeugt, dass der wirtschaftliche Aspekt eine nicht unwesentliche Rolle spielen dürfte: "Es ist ein gutes Geschäft."
Erste Reislieferung aus Äthiopien
Während Befürworter im Transfer von Technologie und dringend benötigten Kapitalspritzen den Geschäften durchaus Positives abgewinnen können, warnen Kritiker offen vor Neokolonialismus.
Am Beispiel Äthiopien werden vom UNO-Welternährungsprogramm (WFP) etwa die Versprechen Saudi-Arabiens (Know-how und Arbeitsplätze) angezweifelt. Denn während das saudische Königreich Anfang März die ersten Reislieferungen von seinen in Äthiopien gekauften Feldern einschiffte, hungern laut WFP elf Millionen Menschen in dem afrikanischen Land.
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