"Attacke gegen alle Regierungskollegen"

Aufregung über Grassers angeblichen Widerstand gegen die Eurofighter.
Innerhalb der ÖVP regt sich Kritik an Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Grasser hatte zuletzt gemeint, er habe sich als Einziger in der Bundesregierung gegen den Kauf der Eurofighter ausgesprochen.

Der ÖVP-Abgeordnete und Raiffeisen-Generalsekretär Ferdinand Maier sieht das gegenüber dem "Standard" (Dienstag-Ausgabe) als "Attacke gegen alle anderen Regierungskollegen".

"Menschlich inferior"
"Die Art und Weise, wie sich Grasser von einer gemeinsamen Entscheidung der Regierung distanziert, bei der er selbst mitgestimmt hat, ist menschlich inferior", so Maier weiter.

Hahn: "Ideale Besetzung für Show"
Für ihn sei Grasser eine "neue, sonderbare Form der Ich-AG: Ich ist Karl-Heinz Grasser, AG steht für 'alles geht'", so der Wiener ÖVP-Abgeordnete.

Sein Parteichef Johannes Hahn hatte zuvor im "profil" über Grasser gemeint: "Wenn Politik nur eine Show ist, dann ist er die ideale Besetzung."

Grasser: "War für F-16"
Grasser hatte vergangene Woche erklärt, er habe in Sachen Abfangjäger die billigste Lösung gesucht und sei deswegen für die gebrauchten F-16-Flugzeuge gewesen. Er habe sich aber nicht durchsetzen können und daher der teuersten Lösung zugestimmt.

"Profil" und "News": War Grasser für die Eurofighter?
Unterdessen legen im aktuellen "profil" teilweise veröffentlichte Akten aus dem Eurofighter-U-Ausschuss nahe, dass Grasser von Anfang an in die Entscheidung für die Eurofighter involviert gewesen war.

Auch ein von der Zeitschrift "News" veröffentlichter Brief des EADS-Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Bischoff vom 27. Juli 2001 soll belegen, dass sich der Finanzminister schon mehrere Wochen vor der offiziellen Ausschreibung mit dem Eurofighter-Hersteller getroffen und über Lieferzeiten, Stückzahlen und Preise der Draken-Nachfolger gesprochen hatte.

Zu viele Eurofighter?
Bereits damals sei von 18 (statt 24) Abfangjägern die Rede gewesen. Auch der Preis habe dem später ausgehandelten fast genau entsprochen. Ebenso sei schon zu diesem Zeitpunkt als Liefertermin 2007 (statt 2005) genannt worden.

EADS hatte sein Angebot laut "profil" damals mit einem Hinweis versehen: "Der Beschaffungsumfang liegt mit fünf Luftfahrzeugen höher als der rechnerische Bedarf, der sich anhand der von der EADS durchgeführten Simulation der österreichischen Situation ergibt."

"Profil" dazu: "Mit anderen Worten: 13 Kampfjets hätten es auch getan."

Kritik in Sachen Ladenöffnung
Grasser, dem Ambitionen auf den Posten des Vizekanzlers und ÖVP-Chefs nachgesagt werden, sorgte innerhalb der Volkspartei laut dem "Standard" aber nicht nur wegen der Eurofighter für Kritik.

Auch seine Forderung einer Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten - rund um die Uhr, sieben Tage die Woche - habe zu Unmut geführt. Der "Standard" zitiert ein "hochrangiges ÖVP-Mitglied", das nicht näher genannt werden wollte, mit den Worten: "Jemand, der so agiert, ist für den Parteivorsitz nicht mehrheitsfähig."

Hahn: "Als Parteichef nicht realistisch"
Ähnlich sieht es offenbar auch Hahn. Laut ihm ist Grasser zwar als Regierungsmitglied eine realistische Option, als Parteichef allerdings nicht.

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