Das derzeitige Medieninteresse an ihrer Model-Show "Germany's Next Topmodel" wird sich Heidi Klum wohl etwas anders vorgestellt haben. Doch nachdem die 1,76 Meter große und 52 Kilo schwere Irina als "zu dick" aus der Casting-Show flog, sieht sich Klum mitsamt der Model-Branche an den Pranger gestellt.
Ganz Deutschland diskutiere mittlerweile, wie viel ein Model wiegen und wie weit der Schlankheitswahn gehen dürfe, so das "Hamburger Abendblatt" (Samstag-Ausgabe).
"Sehr gefährlich"
Ernährungsexperten warnen offen vor einer Fortsetzung der Sendung, da befürchtet werde, dass die Show Mädchen in die Magersucht treibt.
Als "sehr gefährlich" bezeichnete etwa Ulrich Rau, Oberarzt von Deutschlands einziger Fachklinik für Essstörungen in Bad Oeynhausen, Klums Model-Wettbewerb laut der Berliner "BZ".
Auf direktem Weg in die Magersucht
Die ProSieben-Show richte sich vorrangig an die für Essstörungen besonders gefährdete Gruppe - Mädchen zwischen zehn und 16 Jahren, ergänzte der Psychiater Alfred Wähner von der Ruhr-Universität Bochum.
Nach Ansicht der Experten würden durch den in der Sendung vermittelten Schönheitswahn die Mädchen geradewegs in die Magersucht getrieben.
Politiker fordern Absetzung
Politiker fordern nun sogar die Absetzung der von der "BZ" als "Rippenmädchen-Show" bezeichneten Sendung. Klums Show solle aus dem Programm genommen werden, "weil sie junge Mädchen verbiegt", forderte etwa die FDP-Familienexpertin Cornelia Pieper in der "Bild"-Zeitung (Donnerstag-Ausgabe).
Gitta Connemann (CDU) spricht von einer "entwürdigenden" Sendung - hier würden junge Menschen dazu benutzt, Quote zu machen, wobei die Sendung gerade für pubertierende Mädchen gefährlich sei, so die Abgeordnete im deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Model-Castings im Fernsehen, in denen junge Mädchen mit einem übertriebenen Schlankheitswahn unter Druck gesetzt werden, seien unverantwortlich, so die Beauftrage für Verbraucherschutz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Julia Klöckner, am Mittwoch in Berlin.
Je dünner, desto besser?
Die Kritik richtet sich dabei nicht nur an Klums Model-Show, sondern an das gesamte Model-Business. Die Debatte über Models gebe es, seit es Models gibt, versuchte sich auch die in Klums Sendung eingesetzte Jury zu verteidigen: "Die Anforderungen stellen einzig und allein die internationalen Topdesigner."
Dabei beweist laut "Netzeitung" ein Blick auf den Laufsteg der großen Designer, dass "so dünn wie möglich" derzeit wohl das Maß aller Dinge ist. Insofern orientiere sich "Germany's Next Topmodel" nur an der Realität der Branche.
Vorwürfe zurückgewiesen
Auch ProSieben, der die zehnteilige Reihe seit dem 25. Jänner ausstrahlt, wies die Vorwürfe zurück: "Die Sendung animiert auf keinen Fall zur Magersucht", sagte eine Sprecherin des Senders am Mittwoch.
Heidi Klum und die anderen Juroren stellten in jeder Folge klar, dass ein Model essen müsse, gesund aussehen solle und Kurven brauche. "Aber natürlich fordert die Branche bestimmte Maße", so die Sprecherin.
Auch Klum selbst macht auf ihrer Homepage klar, dass sich die Jury nach den Vorgaben der Branche richte. "Gefragt" sei ein Körper ohne überflüssiges Fett, wenn auch nicht so dürr, "dass man die Rippen zählen kann".
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