Mozarts Schädel unter der Lupe

Neue Erkenntnisse in einer aufwändigen ORF-Dokumentation.

  Ein Schädel gibt seit über hundert Jahren Rätsel auf: Die Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg bewahrt seit 1902 angebliche Überreste von Wolfgang Amadeus Mozart auf. Ob er echt ist oder nicht, konnte trotz etlicher Untersuchungen nie genau festgestellt werden - bis jetzt.

"Eindeutiges Ergebnis"

"Es ist gelungen, ein eindeutiges DNA-Ergebnis zu bekommen", erklärt der international renommierte Innsbrucker Gerichtsmediziner Walther Parson. Er untersuchte den Schädel für die ORF-Dokumentation "Mozart. Eine Spurensuche". Das Ergebnis wird am Sonntag (21.55 Uhr, ORF2) ausgestrahlt.

Die spektakuläre Untersuchung sorgt schon im Vorfeld für Furore. Etliche internationale Medien, vom britischen "Guardian" über die "New York Post" bis zum mexikanischen TV Azteca, berichteten über die aufwändigen Ermittlungen im "C.S.I."-Stil.

Zwei Zähne entnommen

Monatelang beteiligten sich renommierte Wissenschaftler - DNA-Spezialisten, Chemiker und Musikhistoriker - an der Spurensuche. Aus dem Schädelknochen wurden zwei Zähne entnommen.

Um die Echtheit eines Schädels festzustellen, ist DNA von weiblichen Mitgliedern einer Familie notwendig. Mozarts Mutter ruht allerdings in einem anonymen Pariser Grab, die sterblichen Überreste seiner Schwester befinden sich in einer Kommunalgruft in Salzburg und sind nicht mehr identifizierbar.

Skelette aus Grab geborgen

Archäologen öffneten daher das Grab Leopold Mozarts auf dem Salzburger Friedhof St. Sebastian und konnten mehrere Skelette bergen, aus denen das benötigte DNA-Vergleichsmaterial gewonnen wurde.

In dem Grab sind laut historischen Dokumenten auch Jeanette Berchtold zu Sonnenburg (die Tochter von Mozarts Schwester Anna Maria) und Euphrosina Pertl (Mozarts Großmutter mütterlicherseits) begraben.

Totengräber "rettete" Schädel

Um den Schädel - wie überhaupt um die genauen Todesumstände Mozarts - ranken sich noch immer etliche Mythen. Die Knochen werden seit 1902 im Mozarteum aufbewahrt, sind aber nicht komplett: Schädelbasis und Unterkiefer fehlen.

1801 "rettete" ein Totengräber namens Joseph Rothmayer den vermeintlichen Mozart-Schädel bei einer Grableerung. Über die näheren Umstände der Bergung des Schädels geben die historischen Quellen keinerlei Auskunft. Auch über den Verbleib des Schädels bis 1842 ist nichts bekannt.

Dann soll der Schädel dem Kupferstecher Jakob Hyrtl übergeben worden sein. Aus dessen Nachlass gelangte er 1868 an seinen Bruder, den berühmten Anatomen Joseph Hyrtl, der ihn seinem Studienfreund Ludwig August Frankl zeigte. Dieser beschrieb ihn erstmals detailliert.

Jahrelang verloren

Danach vermachte Hyrtl den Schädel der Stadt Salzburg, aber er ging verloren und gelangte erst 1902 tatsächlich nach Salzburg. 1944 wurde ein Abguss des Mozart-Schädels hergestellt.

In den folgenden Jahrzehnten beschäftigten sich eine Reihe namhafter Experten mit dem Schädel - viele davon im Auftrag der Internationalen Stiftung Mozarteum. Einige bestätigten die Echtheit, andere stellen sie in Abrede.

TV-Hinweise

"Mozart. Eine Spurensuche" wird am Sonntag, dem 8. Jänner, um 21.55 Uhr in ORF2 ausgestrahlt - mehr dazu in tv.ORF.at.

Im Anschluss an den Film beschäftigt sich ein "Treffpunkt Kultur spezial" um 22.50 Uhr mit dem Komponisten - mehr dazu in tv.ORF.at.

Zum Ausklang des Mozartabends folgt um 23.55 Uhr Juraj Herz' Film "Wolfgang" aus dem Jahr 1991 - mehr dazu in tv.ORF.at.

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